29.12.2014
Seit vorgestern treibt sich ein alter, schlaksiger Mann in verrücktem Aufzug vor meiner Tür herum. Frottee-Schlafanzug unter wadenlangem, abgetragenen Trench. Die Füße in dicken Strümpfen, kniehoch gezogen, braune Pantoffeln. Mit Vorliebe sitzt er auf dem Steinboden, quer im Eingang zur Gasse gegenüber. Seine Beine sind ausgestreckt, schwer, voreizukommen. Er raucht ununterbrochen, kichert und spricht. Seine Worte sind nicht nur mir ein Rätsel. Aus dem Krankenhaus geflüchtet ist er, sagt man mir. Nicht das erste Mal, vermutlich aber das letzte. Darum lässt man ihn hier in diesem Sonnenfleck mit seinem ganzen Irrsein sitzen. Betrachtet ihn liebevoll, steckt ihm eine weitere Zigarette zu, achtet darauf, dass ihm nichts zustößt. Er kann um die Häuser ziehen, wenn ihm danach ist, weit kommt er sowieso nicht hier. Etwas anzurichten, ist er zu schwach. Und tatsächlich, schon sitzt er wieder da.