11.01.2014 Had Dra die Zweite

 

Had Dra. Zweiter Versuch. Diesmal auf eigene Faust, mit dem Motor-Roller.

roller

Von der Hauptstraße in Richtung Marrakech aus liegt die riesige Marktfläche linksseits der Straße. Schön ist der Souk nicht. Laut, voller Menschen, Verkehr, schmutzig. Handkarren, Eselskarren, Autos, Transporter, Pick-ups.

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Jeder versucht mit seinem Gefährt irgendwie hindurch zu kommen, macht mit Rufen auf sich aufmerksam, manchmal auch einfach nur mit dem Gefährt. Man muss aufpassen. Der Boden ist stellenweise aufgeweicht und schlammig. Stoffe, Metall, Obst, Gemüse, Handwerkszeug verschiedener Berufe, Tiere, Fleisch. Gleiche Stände gesellen sich zueinander. Plötzlich riecht es stark nach Orangen. Eine Ladefläche voller Früchte neben der anderen. Käufertrauben darum. Berge an Stroh- und Heuballen, Felder verrosteter Metallteile, sortiert, gebündelt. Stoffe sauber gefaltet. Fischernetze, Haken, Schnüre. Trensen, Bänder, Lederstreifen.

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Märchenstunde: Lager der Räuberbande. Planen, über einfache Holzgestelle geworfen, Stand an Stand. Von jeder Ecke steigen kleine Rauchsäulen auf, weiß, grau, braun. Es riecht nach verbranntem Fleisch. Vorhof zur Hölle. Zwei Männer schaufeln etwas aus dem Hinterausgang eines Gebäudes. Ich kann nicht genau sehen was es ist, aber die unzähligen Hunde auf dem Müllerberg davor kauen genüsslich an Gedärmen. Alles voller Dreck und Schmutz, undefinierbar, morastig.

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Nichts vom Tier, das nicht verkauft würde. Auf langen schmalen Metallgrills wird in abenteuerlichsten Vorrichtungen gebraten, gekocht, gegrillt. Fleischstücke auf Spieße gesteckt, in Brocken geschnitten, im Stück. Suppen köcheln. Männer, überall nur Männer. Essend, kochend, lachend.

Der Tiermarkt, auf den ich mich eigentlich gefreut hatte – natürlich: Bilder im Kopf – ist längst vorüber. Ein paar Kälber stehen noch herum, ein Esel. Die meisten Käufer sind längst dabei, die Tiere einzuladen. Selten so effektiv beladene Pick-ups gesehen. Zu guter Letzt steigen die Marktbesucher auf, menschliche Halterung gegen das Umstürzen von Tier und Ware.

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Ein kräftiger, vielleicht dreizehnjähriger Junge in brauner Dschallabah, das Ebenbild des Vaters, der oben auf dem Wagen steht und Kälber festbindet, ist dabei, einen kleinen schwarzweiß gescheckten Bullen in den Wagen zu hieven. Seine Bewegungen verraten Kenntnis im Umgang mit Tieren. Die gebräunten Wangen erhitzt, immer wieder schaut er zum Vater auf. Eigentlich scheint kein weiterer Platz auf dem Transporter. Er muss wohl doch. Mit fachmännischer Bewegung dreht der Junge den Schwanz des Bullen, als sei es Gummi, gegen den Körper des Tiers, es macht einen großen Satz und steht oben, eingekeilt zwischen den bereits Verladenen. Ein kurzer Blick, ob der Vater zugesehen hat. Hat er, doch Lob bleibt aus.

Gegen Mittag nimmt das Treiben ab. Wir fahren ans Meer.

Zaouiet Bouzarktoune. Paradiesischer Ort. Vielleicht zwanzig Häuser, verstreut an trockener Schotterpiste.

Zaouiet Bouzarktoune

 

Außer einer Handvoll europäischer Campingwagen, die oberhalb der Felsen auf einer Art Plattform stehen, keine touristische Spur. Die Dorfstraße leer, die Fensterläden geschlossen. Es weht ein leichter Wind, das Meer zieht sich gerade zurück. An der Küste ein dunkelgrüner Teppich Meerespflanzen. Kleine Schnecken hinterlassen Spuren im feuchten Sand.

LebeneinerSchnecke

Es findet sich eine geöffnete Tür neben einer Caféterrasse an der Dorfstrasse. Ein alter Mann bietet sich an, Tee zu machen, auch Kaffee. Wir setzen uns an die grünroten Tische. Weiter unten spielt ein kleiner Junge mit einem Hund. Über uns, von einer Terrasse klingt Goa-Music. Der Alte isst mit einem jungen Mann in einer dunklen Ecke des Cafés zu Mittag während wir aufs Meer starren, Tee trinken. Friedlich hier. Bis über uns, von der Goa-Terrasse, einer über das Mittagessen der letzten Tage sinniert – auf Berlinerisch.

 

Helmtisch
Dorfstrasse

 

 

 

 

 

 

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