29.04. – 05.05.2015
Selten so früh aufstehen müssen und derart miserabel geschlafen. Das eine (das Frühaufstehenmüssen) bedingt meist das andere (nichts mehr fürchtend, als zu verschlafen). Müdigkeit wiederum verhindert überaktives Denken. Angstmildernde Umstände also.
Ich habe Zeugen dafür, dass ich (normalerweise) nicht auf ‚billig’ stehe. Meine London-Reise jedoch, wird von billigen Eckpfeilern getragen und diese heißen ‚Easy’ – zumindest vorne. Der Jet – und das Hotel. Im Jet sitzend, Hüftgurt angelegt, beschäftige ich mich ausgiebig mit der Frage, ob es schlau war, alles so ‚easy’ zu buchen, das ‚Billig-erhöht-die-Gefahr-abzustürzen-Syndrom’ ist fest in mir verankert. Schlichtweg aus Kostengründen verdrängt. Jetzt bereitet es Herzklopfen, feuchte Handinnenflächen – die gesamte Liste, bis wir oben sind – vermeintlich außer Gefahr – und mein Körper, wie sedativinfusioniert, den (ausgelassenen) Schlaf einfordert. Ich werde jäh aus einem wilden Traum, (kindheitserinnerungsgeschwängert von einer Warumauchimmer-Zugfahrt nach Arosa!!!) gerissen, als der Flieger auf britischem Boden aufsetzt. Noch halb in Trance, schwebe ich an einer Installation mit Queen Mums Konterfrei vorbei, Roger Hogdson im Ohr, im Kopf, im Körper (I really miss the Queen,) yes, Roger, I missed her toooooooo, erfühle den Weg – immer der Menge nach – zum Gatwick-Express, stehe in der Schlange, manchmal auch dort, wo eigentlich keine ist.
Einmal bleibe ich derart ungeschickt stehen, dass die Leute hinter mir eine bilden, die Engländer lieben das! Schlangen, ach … Und sie sind so geduldig. Das liebe ich. Nichts scheint sie aus der Ruhe zu bringen, selbst sinnloses Schlangestehen nicht …
Und dieses Reservoir an Hoffnung! Ich war bei meiner Ankunft, (Rollkoffer in der einen Hand), geneigt eine Fotoserie zum Thema zu machen. Nur der Umstand, dass ich keine Hand mehr frei hatte, nachdem meine Hoffnung auf gutes Wetter im typischen Londoner Nieselregen zunichte gemacht wurde und ich mich mit der vormals freien Hand mittels neu erstandenem Knirps vor der hoffnungslosen Wetterlage schützen musste, hielt mich davon ab (ein Foto habe ich noch machen können, bevor ich handfrei wurde).
Ich habe aber Worte: Ballerinas, nackte Beine, Sonnenbrillen im Haar, strumpflose Füße in dünnsohligen Sneakers, Miniröcke, leichte Mäntelchen, gelackte Zehen in offenen Sandalen, T-Shirts, Shorts – so sieht hier Hoffnung aus. Überwiegend weiblich.
Und ein Foto: In diesem speziellen Fall, verbunden mit der weiteren Hoffnung, die Füße mögen schrumpfen, um in das kleine Modell zu passen
Im Hotel
Mein Easy-Hotelzimmer liegt großartig: In allerkürzester Laufnähe zum St. Mary’s Hospital und zur Paddington Station. Es ist nur schockierend klein. Einfach, das hatte ich mir vorgestellt, allerdings nicht derart klein. Genaugenommen besteht es aus einem Bett, einer orange gestrichenen Wand mit der Aufschrift ‚easyhotel’, die sich glücklicherweise im Rücken des Imbettliegenden befindet und einem kleinen Fenster, das sich minimal, in britischer Manier, nach oben schieben lässt. Zehn Zentimeter, großzügig berechnet. Wenn es brennt, liege ich in der Falle. Aber es brennt nicht. Es wird nicht brennen. Ich bin nämlich ein Glückskind, genau betrachtet. Ich hatte ein Zimmer mit Fenster gebucht (es gibt tatsächlich noch günstigere Zimmer – ohne Fenster). Als ich bei meiner Ankunft feststellen musste, dass mein Zimmer zwar das bestellte Fenster hatte, aber unterirdisch lag, bat ich um ein überirdisches und durfte kurz darauf in den dritten Stock ziehen. Glück gehabt. Tageslicht.
First impression
Mein erster Eindruck von London: Höfliche, nette, hilfsbereite Menschen. Machtworte, Verbote, Vorschriften, was keiner auszusprechen wagt, druckt London auf Schilder.
Es hat nicht die gesamte Zeit geregnet, sondern tatsächlich nur zur Ankunft und Abreise, darum hatte ich später eine Hand frei für die kleine Fotoserie zum Thema, ‚London beschildert’: