Weihnachten 2014 – Das Möwenpaar, das Meer, Essaouira und ich.
So hatte ich mir den Abend vorgestellt. Ich hatte geplant zur Dachterrasse aufzusteigen, Blick auf die Sterne, überdenken, was Weihnachten für mich bedeutet. (Jetzt, da ich den sonst üblichen Weihnachtsballast nicht hatte, eine gute Gelegenheit, fand ich).
In Essaouira feiern den 24.12. nur Touristen und Ausländer. Was genau gefeiert wird, an diesem Tag, wissen die wenigsten Marokkaner. Hartnäckig, jedes Jahr aufs Neue, erzählt Titus amüsiert, gratulieren die Einheimischen zum Neuen Jahr. Man kann erklären so viel man möchte, im nächsten Jahr wird es wieder so sein. Auch mir wird mehrfach die Hand geschüttelt und ‚bonne nouvelle année’ gewünscht. Ich weiß es ja bereits, frage mich, ob sie sich nicht vielleicht einen Spaß daraus machen, danke höflich und bin gespannt, wie die Wünsche zum Jahreswechsel ausfallen werden.
Le Bastion ist gelebte Gastfreundschaft, offene Türen, immer, für alles und jeden. Und daher kommt es letztendlich für mich an diesem Abend so. Titus und Maryem laden mich ein, den Abend, wenn ich Lust habe, mit ihnen zu verbringen. Es tauchen Nachbarn, Freunde, Bastiongäste und Bekannte auf. Eva wird beschenkt – natürlich! Weihnachten ist Teil ihrer Kultur. Als ich ihre glücklichen Augen sehe, öffnet sich eine Erinnerungskette, zurück, weit zurück zu Engelshaar und Bratapfel, zu Glöckchenklingelei und Kerzenlicht. Ich sitze zwischen vielen Menschen um einen Tisch, es wird – eher pfingstlich – in allen Sprachen durcheinander gesprochen: arabisch, berbère, englisch, französisch und deutsch, es wird gegessen, getrunken, später musiziert und gesungen. Lange. Das ist mein Weihnachten dieses Jahr. Ich denke nicht mehr darüber nach, was es für mich bedeutet. Weihnachten ist.