Am 25.12. die christlichen Toten direkt hinter der Stadtmauer am Jüdischen Viertel besucht. Wie der Supermarkt, so der Friedhof: Ort für den Blick in die Tiefen einer Gesellschaft. Erster Eindruck. Ein ungepflegter, vernachlässigter Haufen Steine, der offenbar in Ruhe gelassen wird.
An der Mauer werden gerade drei Grabschächte betoniert. Ich sehe die Köpfe der Arbeiter halb aus den offenen Gräbern ragen. Unheimlich real. Ein Mann, oberhalb der Schächte grüßt mich respektvoll. Lange, bis Sonnenuntergang bleibe ich zwischen den Steinen.
Auch hier, im Tod noch Unterschiede. Kleine und große Mausoleen, einfach eingefasste Gräber, gekennzeichnet mit Marmor- oder Sandsteinen, kleine, größere Statuen, vor allem Kreuze. Steinsarkophage, gekachelt, aus bemaltem Stein, die Namen in einfachen, kleinen Mosaiksteinen eingelassen oder -gemeißelt. Bei einigen die Deckplatte verschoben, als seien die Geister heimlich entwichen. Die andauernde Feuchtigkeit hat keine Grabstelle verschont.
Einen Strandabschnitt für Reiche entdeckt. Eine hüfthohe Mauer, dahinter in Blau bezogene Big-Size-Betten, für diejenigen, die sich nicht mit den anderen in den warmen Sand legen möchten. Eine mit weißem Leinen verhangene Dusche.
Und die Volksduschen.
Am 26. der Weihnachtsmann, der, so haben es mir die Kinder erzählt, ein recht unfreundlicher Geselle ist. Er hat ihnen zugeflüstert, sie sollten sich aus dem Staub machen, sonst würde er sie fangen und in seinen Sack stecken. Die Kinder haben natürlich gelacht. Er hatte nämlich gar keinen!