Einmal hätte ich fast geheult
Es ist ganz einfach: Ich habe abgewogen.
Die Freiheit, die mir ein Auto verspricht ist weitaus größer als die von einer Spülmaschine zu erwartende. Und zur Not können wir die Spülmaschine auch als Abstellplatz für schmutziges oder gespültes Geschirr nutzen. Ein Auto hingegen … Es gab Höhen und Tiefen bei der Entscheidungsfindung. Einmal hätte ich fast geheult. Ein Freund hatte mir ziemlich eindrucksvoll vorgerechnet, dass ich mir ein Auto, selbst ein ganz billiges, schlichtweg nicht leisten konnte. Die Reparaturen, der TÜV, die Versicherung, die Steuer … Bist du jetzt traurig? Fragte er. Ich hätte wirklich fast geheult. Ich war tieftodtraurig.
Doch ich fing mich wieder. Zu deutlich und emotionsgeladen hatte ich mir ausgemalt, wie schön es sein würde: Die Straße und ich. Diese Art des Zusammenseins mit mir selbst. In Bewegung. Langsam, in einem großen, alten, bequemen Wagen. Die Landschaft zieht vorüber und mit ihr Gedanken. Unberechenbare, freie, wilde Gedanken. Ich brauche keine Musik.
Der Fahrtwind, ach, der Fahrtwind reicht! Ich möchte wieder dieses Gefühl haben.
Allerdings habe ich keine Ahnung von Autos. Mit meinem letzten, einem uralten VW Käfer hatte ich Riesenglück. Er blieb nie liegen, er fuhr immerzu, er war die reine Zuverlässigkeit auf Rädern. Ich musste nur regelmäßig Öl nachfüllen und – ja, selbstverständlich auch Benzin.
Er hatte einen Namen. Käfi. Nein, nicht sonderlich originell, es war die Phase in der mein Sohn an alles was er mochte ein i hing. Aber wir haben ihn geliebt. Wir sind mit Käfi weit nach Polen gefahren, nach Norddänemark, auf Inseln, tausende von Kilometern.
Mein Sohn ist in diesem Auto groß geworden.
Es war ein Traum. Der war schlichtweg zu Ende als ich realisierte, dass die Beträge für die Ersatzteile, die Strafzettel und die Reparaturen meine Mietausgaben überstiegen. Die Vernunft riet zum Verkauf. Natürlich brauchte ich in der Stadt kein Auto. Ich bin dann über zehn Jahre ohne ausgekommen. Wenn ich doch eines brauchte, habe ich mir einen Mietwagen genommen.
Und nun, Sohn im Studium, ruft mich die alte Sehnsucht. Sie ruft so laut, dass sich die Vernunft selbst eingängigen Rechenmodellen widersetzt.