Ich muss nicht in den Knast!

Kein Knast! Ich wusste, dass an diesem Tag die Entscheidung fällt.

Trotzdem bin ich vor Freude schier in Ohnmacht gefallen, als mein Telefon klingelte und ein Herr von der Kulturbehörde anrief. Vielleicht weil ich, gefühlte tausend Jahre nach meiner Schulzeit, diesen Nachklassenarbeitenerstmalschlechtfühlen-Mechanismus  nicht ausschalten kann. Immer noch nicht. Wahrscheinlich niemals.

In der Schule war ich eine von diesen bescheuerten Angsthäsinnen, Feindinnen sagten (allerdings nur in Bezug auf Deutsch und Französisch):Tiefstaplerinnen, eine von denen, die nach Klassenarbeiten betroffen dreinschaute und wenn überhaupt etwas, dann nur ’schlechtes Gefühl‘ oder ‚war nicht gut‘ murmelte. Und das ganz leise. Ja, so war das. Vier Stunden Klausur geschrieben und dann stehen alle rum, rauchen, quatschen, zweifeln, die eine oder andere prahlt vielleicht und ich denke: versiebt. Nein. Ich fühle es. Bis zur Rückgabe verdränge ich, dass ich an der Klausur teilgenommen habe. Und dann ist die Freude, dass ich nicht versagt habe so unermesslich groß, dass ich vor Glück heule.

Es fühlt sich ein bisschen so an wie damals.

Nur um ein vielfaches besser: Ich wohne im Château Justiniac, vier Wochen lang! Vier Wochen schreiben, ohne Alltag.

Ich hatte der Kulturbehörde in meiner Bewerbung geschrieben, dass ich Ruhe brauche, dass ich schreiben möchte, dass ich mir Gedanken gemacht habe und mich die Idee ereilt habe, ich könne Schwarzfahren und mich dabei erwischen lassen, die Strafe nicht bezahlen, beides mehrfach und dann endlich Ruhe finden, im Knast. Meine Mutter sagte, ganz schön gewagt, sich so zu bewerben, mit der Androhung einer Straftat … Ich musste sehr lachen, meine Mutter verpasst lieber die Bahn, als schwarz zu fahren.  Aber es hat geklappt! Ich muss nicht in den Knast! Ich darf aufs Schloss!!! Meinen größten Dank an die Hamburger Kulturbehörde! Und allen voran: Dr. Wolfgang Schömel, der mir die frohe Botschaft überbrachte.

Ein Gedanke zu „Ich muss nicht in den Knast!

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